Presse

WESTRICHER RUNDSCHAU, WESTRICHER RUNDSCHAU, 26.05.2015, Klaudia Gilcher

 

Reipoltskirchen: Nicht nur gucken, auch mitmachen!
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Die Kunst im Grünen ist offiziell eröffnet worden – Künstler interpretieren „Frieden“ ganz unterschiedlich

 

Die Webcam ist noch nicht installiert, doch die Kunst im Grünen 2015 hat angefangen zu wachsen: Am Freitagabend wurde das Projekt der vergänglichen Werke an der Wasserburg in Reipoltskirchen eröffnet. Sechs Werke leisten einen Beitrag zum Thema „Frieden“ – und wollen über den Sommer vom Besucher mit Leben gefüllt werden.

 

„Als Künstler kann man sich angesichts eines Konflikts, in dem die höchsten Werte der Humanität und Zivilisation auf dem Spiel stehen, nicht gleichgültig verhalten.“ Mit diesem, hier verkürzt wiedergegebenen Zitat von Pablo Picasso aus dem Jahr 1937 leitete Sascha Werthes, Friedensakademie Rheinland-Pfalz, am Freitagabend seine Eröffnungsrede der Kunst im Grünen ein. „Frieden“ ist das Thema der diesjährigen Auflage der vergänglichen Kunstwerke im Tal der Wasserburg von Reipoltskirchen. Der Kunst könne gelingen, den Betrachter für die emotionale und kognitive Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden zu gewinnen, fuhr Werthes fort. Dieser Aufgabe gestellt haben sich acht Kunstschaffende in sechs Werken. Dazu kommt, bis 31. Mai, die Collagenausstellung „Europäische Narben“ von Gabriela Cichowska. Sparsam farbige Collagen sind es, die Assoziationen zu Tod, Zerstörung und verbrannter Erde wecken - ganz ohne Blut, Verwundungen und echte Trümmer zu zeigen.

 

Während im Innenhof unter einem roten Pavillondach die Vorstellungsreden laufen, Friedenstauben aus Neunkirchen am Potzberg, Schiersfeld und Becherbach aufsteigen, Musikantenlandpreisträger Martin Folz zum Mitsingen und das Duo Michael Marx und Rainer Rodin zum Hinhören animieren und die Burggastronomie elegant angerichtete Häppchen reicht, sind ein Stockwerk tiefer Carl Kenz und Frederic Sontag noch am Wirken. Seit elf Uhr morgens sprayen sie ihr 15 Quadratmeter großes Bild, zwei Stunden Arbeit, „geschätzt“, liegen noch vor ihnen. Der Geruch von Sprayfarbe liegt in der Luft, leere Dosen auf der Wiese. Tentakel und Schlangen winden sich um ein Peace-Zeichen, dahinter liegt eine Stadtsilhouette in Trümmern. Einen Namen? Nein, den habe das Graffiti nicht, sagt Kenz. Nicht mal eine eindeutige Aussage. „Es gibt zwei Deutungsmöglichkeiten: Das Böse, das den Frieden angreift oder die Natur, die die Zerstörung der Zivilisation überlebt.“

 

Das Graffiti werde mehrere Jahre halten, sagt Sontag. Für die meisten Werke der Kunst im Grünen gilt das nicht. Das Projekt lebt jedes Jahr aufs Neue vom Wandel – durch die Monate und abhängig von der Perspektive. Was letzteres heißt, erfahren die Besucher der Vernissage nach all den Worten beim Rundgang in der Wiese, die den schönen Namen „Galerie im Grünen“ trägt. Gesäumt von Flaggenschildern aus Kinderhand führt der Weg hinunter, immer vom „Frieden“ begleitet: „Mir“ in Slowenien, „Salam“ in Syrien, „Taika“ in Litauen, „Paix“ im Senegal...

 

Drei Minuten später, angekommen in der grünen Galerie: Jürgen Kupfers Peace-Zeichen aus kleinen Zelten, die über Sommer von den Besuchern bemalt und verziert und teilweise zugunsten der Flüchtlingshilfe versteigert werden sollen, erscheinen auf Augenhöhe wie ein heilloses Durcheinander. Ähnlich ergeht es dem Betrachter vor Michael Hamburgers „Krieg und Frieden - vom Chaos zur Ordnung“. Chaos statt Ordnung auf den ersten Blick im Grün. Der Eingang ins gerade erst langsam wachsende Mohnfeld von Nicole Heidtke und Stefan Baumberger, die Nische zum Eintauchen in die fragile Blumenwiese – unten kaum zu finden. Und die für die Friedensbewegung so typische Menschenkette von Helmut Schmid: ein langgestrecktes Etwas, verwaschene Farben auf dunklem Vlies.

 

Ganz anders der Blick von oben, vom Übergang zum Burgturm aus: Auf diesen zentralen Blickpunkt hin hat Organisator Diethelm Rünger mit Helfern die Werke ausgerichtet, die Ordnung der Motive stellt sich ein, zwölf Meter im Tal schrumpfen von dort auf wahrgenommene drei, Schiefes wird eben.

„Frieden ist kein Selbstläufer“, hat Michael Hamburger in seiner Vorstellung gesagt. Auch die Kunst im Grünen muss aktiv am Leben gehalten werden: jedes Jahr aufs Neue, handwerklich wie organisatorisch und finanziell, und, über die Sommermonate, mit steter Pflege und, nicht zuletzt, die Würdigung durch den Besuch vor Ort.

 

Der erste Wandel der Kunst im Grünen steht Ende der Woche an: Dann wird die Webcam (www.kunst-im-gruenen.de) freigeschaltet. Sie zeigt in einer Lichtinstallation Eva Steinmanns Friedenstaube im Flug. Die Kunst im Grünen ist ebenso wie der an das Gelände anschließende Skulpturenweg frei zugänglich. Die Begleitausstellung „Europäische Narben“ kann noch am Samstag, 30. Mai, 14 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 31. Mai, 11 bis 18 Uhr, besichtigt werden. (kgi)

 

WESTRICHER RUNDSCHAU, WESTRICHER RUNDSCHAU, 20.05.2015 von Klaudia Gilcher

 

Reipoltskirchen: Für Toleranz und gegen Krieg
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„Kunst im Grünen“ widmet sich dem Thema Frieden – Eröffnung am Freitagabend

Die Galerie im Grünen im Areal um die Wasserburg in Reipoltskirchen steht vor der Saisoneröffnung: Acht Künstler setzen sich in der diesjährigen Auflage der Kunst im Grünen mit dem Thema „Frieden“ auseinander. Die Eröffnung findet am Freitag, 22. Mai, 18 Uhr, statt. Bei der Vernissage präsentieren die saarländischen Liedermacher Rainer Rodin und Michael Marx thematisch passende Lieder. Die Laudatio hält Sascha Werthes von der Friedensakadamie Rheinland-Pfalz.

 

Die große Friedenstaube am Hang oberhalb der Kunstwiese im Tal der Wasserburg ist schon vor der offiziellen Eröffnung der Kunst im Grünen 2015 kaum zu übersehen. Doch der erste Eindruck täuscht: Hinter Gittern scheint das Friedenssymbol, dessen Entwurf von Eva Steinmann aus Cronenberg stammt, gefangen zu sein, Frieden kann die Taube so kaum in die Welt bringen. Wer freilich mit dem Blick wartet, bis die Dunkelheit hereinbricht oder über Sommer die Webcambilder des Projekts verfolgt, wird dank einer Lichtanimation erkennen, dass nicht alle Hoffnung verloren ist. Die Reipoltskirchener Friedenstaube zumindest schafft es, die Gitter ihres Gefängnisses zu durchbrechen.

 

Die begeisterte Aquarellmalerin Steinmann gehört zu den acht Kunstschaffenden, die sich im zehnten Jahr des erstmals im Jahr 2005 von Diethelm Rünger aus Odenbach initiierten Projekts in sechs Arbeiten mit dem Thema Frieden auseinandersetzen. Helmut Schmid aus Baumholder hat eine bunte Menschenkette entworfen, „ein Symbol der Toleranz, die Voraussetzung für Frieden ist“, wie er sagt. Auch Jürgen Kupfer aus Niederkirchen, ein gebürtiger Wolfsteiner, stellt die Menschen in den Mittelpunkt: Er hat 100 Zelte in Form eines Peacezeichens arrangiert, die er als Symbol für die Zeltstädte der unzähligen Flüchtlinge weltweit verstanden wissen will. Besucher sind aufgerufen, die noch eintönigen Zelte im Laufe des Sommers mit Beschriftungen bunt werden zu lassen.

 

Weniger gegenständlich sind die Werke, die Michael Hamburger und das Künstlerpaar Nicole Heidtke/Stefan Baumberger beigesteuert haben. Hamburgers polygone Formen streben in der Wiese vom Chaos zur Ordnung oder, wie er erläutert, „vom Krieg zum Frieden“. Jedes Element könne dabei für eine Person wie für einen Staat stehen, erklärt der Kuseler die Idee. Dem eigentlichen Ansatz der Landart folgen Heidtke/Baumberger, die in Westschottland leben und arbeiten, mit ihrem „Feld 1“ aus weißen Mohnblumen, den fragilen Symbolpflanzen des Friedens. Die konzentrischen Blütenkreise werden sich von Mai bis August stetig in ihrer Intensität wandeln. Dem Besucher bleibt bei allem Wandel aber konstant die Möglichkeit, sich in dem Feld zu versenken.

 

Erst am Eröffnungstag entstehen wird der Beitrag von Carl Kenz und Frederic Sontag. Der Lauterer Graffity-Künstler und der Münchner Bühnenmaler erschaffen am Freitagabend live eine humorvolle Reflexion in bunten Farben. Auch spontan, aber schon in den vergangenen Wochen, haben sich Kinder als Friedensaktivisten in der Malschule der Wasserburg betätigt. Ihre unter der Anleitung von Vera Schwehm-Schwarze, Martina Würz-Flätgen und dem künstlerischen Leiter der „Kunst im Grünen“, Walter Graser, entstandenen Friedensflaggen säumen nun den Weg vom Burghof zur Kunstwiese.

 

Für Musik bei der Vernissage sorgt das für seine Interpretationen von Chansons und Friedensliedern bekannte Saarbrücker Liedermacherduo Rainer Rodin und Michael Marx. Die theoretische Einordnung des Leitthemas übernimmt Sascha Werthes von der Friedensakademie Rheinland-Pfalz mit der Eröffnungsrede „Kunst für den Frieden oder Kunst gegen den Krieg“. Gleichzeitig eröffnet in der Malschule die Begleitausstellung „Europäische Narben“ der polnischen Grafikerin und Illustratorin Gabriela Cichowska. Die Schau wurde anlässlich der Gedenktage „70 Jahre alliierte Landung in der Normandie“ im vergangenen Jahr im französischen Alecon gezeigt. (kgi)

 

WESTRICHER RUNDSCHAU, KULTUR REGIONAL, 18.04.2015

 

Neugierde geweckt
 

Teilnehmer der „Kunst im Grünen“ an der Wasserburg Reipoltskirchen stellen Auswahl ihrer Werke vor

Von Klaudia Gilcher

 

Die Galerie im Grünen im Areal um die Wasserburg in Reipoltskirchen verändert gerade wieder ihr Gesicht. Die Arbeiten zu den Landschaftsbildern der Kunst im Grünen – sie beschäftigt sich dieses Jahr mit dem Thema „Frieden“ – laufen auf Hochtouren. Seit Donnerstag stellen sich die teilnehmenden Künstler Helmut Schmid, Eva Steinmann, Michael Hamburger, Jürgen Kupfer, Carl Kenz und Frederik Sontag sowie Nicole Heidtke und Stefan Baumberger mit einer kleinen Auswahl ihrer Werke in der Malschule vor. Die Palette der noch viermal geöffneten Schau reicht von Holzarbeiten über fröhliche Aquarelle bis zu nicht grafischen Tuschearbeiten.

Abwechslungsreich, charmant, humorvoll und nachdenklich: Die Werke, die die Teilnehmer des Landschaftskunstprojekts „Kunst im Grünen“ zur „Vorvernissage“ am Donnerstagabend in der Malschule schickten, machen neugierig auf die Ideen, die sie für die sommerliche Gestaltung des Wiesentals entlang der Burg entwickelt haben. Manches ist schon augenfällig, denn die Arbeiten liegen laut Diethelm Rünger sehr gut im Zeitplan. Rünger ist der „Vater“ des seit 2008 stattfindenden Kreativprojekts auf der grünen Wiese, und für die maßstabsgerechte und perspektivisch richtige Umsetzung der Bilder im unebenen Gelände zuständig. Die Finanzierung übernimmt der Landkreis, weitere Aufgaben der Organisation und künstlerischen Betreuung Walter Graser.

Schon deutlich sichtbar am Hang der Grünen Galerie ist eine riesige Friedenstaube. Entworfen hat sie Eva Steinmann aus Cronenberg, eine begeisterte Aquarellmalerin. Einige ihrer Arbeiten zeigt sie auch in der seit Donnerstag laufenden Ausstellung in der Burg: ein rotes Haus, die Impression eines Sonntags am Meer, einen Charakterkopf. Steinmann bringt einen Hauch von Leichtigkeit in die Schau – und vermittelt mit ihren Bildern zwischen einer Serie deutsch-französischer (Politiker-)Paare in Acryl, mit denen der Baumholderer Helmut Schmid der Bedeutung der friedensstiftenden Elyseeverträge gedenkt, und einer Reihe von geradezu hypnotisierenden Polygon-Grafiken von Michael Hamburger aus Kusel. Die ältesten dieser rein ästhetisch angelegten Quadratarbeiten stammen als reine Handarbeit aus den 70er Jahren, die jüngeren sind mithilfe des PCs entstanden. Die Kernanliegen beider Künstler werden sich ab Ende Mai auch in der Landschaft wiederfinden: Schmid setzt eine Kette von Menschen, die sich die Hände reichen, in die Wiese, Hamburger eine mathematisch-geometrisch angelegte Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden.

Ganz anders die Kunst von Carl Kenz (Kaiserslautern) und Frederic Sontag (München): Inspiriert von Graffiti und Animation sorgen ihre bunten Comicanleihen, Mischtechniken und Skulpturen für humorvolle Höhepunkte der kleinen Schau. Wegen der Vorbereitungen einer größeren Ausstellung in der Lauterer Pfalzgalerie waren beide am Donnerstag nicht vor Ort. Die Kunstinteressierten in Reipoltskirchen können die beiden Sprayer aber bei der Eröffnung der Kunst im Grünen im Mai hautnah erleben. Dann sprühen sie live ein 15 Quadratmeter großes Bild.

Noch nicht angereist waren auch Nicole Heidtke und Stefan Baumberger. Das Künstlerpaar mit Wurzeln in Niederkirchen lebt in Schottland. Die Arbeiten beschäftigen sich hauptsächlich mit Naturphänomenen, Umweltthemen und Landschaft. In der Ausstellung deutlich wird dieser Ansatz in einer Fotodokumentation des in Schottland installierten Projekts „Schwebender Steinkreis“, das die zunehmende Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll thematisiert.

Den ruhigen Pol in die Vielfalt der inhaltlichen, stilistischen und handwerklichen Herangehensweisen setzen mitten im Raum Jürgen Kupfers Holzskulpturen. „Lichtertanz“, „Baumkrone“, „Octopus“: Der in Niederkirchen ansässige gebürtige Wolfsteiner formt Dekoratives und Nützliches, Wuchtiges und Riesiges aus den Formen, die die Natur im Wuchs von Wurzeln, Stämmen und Ästen vorgibt, teils in Verbindung mit Metall. In Reipoltskirchen zeigt Kupfer Skulpturen aus Holunder, Kirsche und Zwetschge.

Info

Die Ausstellung in der Malschule in der Wasserburg ist heute und morgen, 18. und 19. April, 14 bis 18 Uhr, sowie am Samstag und Sonntag, 25. und 26. April, 11 bis 18 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist frei.