Das Rotliegende                                                                             Prof. Dr. Klaus Schwab

 

1933 in Kirchheimbolanden geboren, ab1952 Studium in Mainz, Kiel, Pisa und Cambridge. Dipl.- und Dr.-Examen in Mainz.

1966 – 68 Kartierung in den argentinischen Anden.

1972 Habilitation in Mainz. Von 1979 -1997 Professur für Allgemeine und Historische Geologie an der TU Clausthal.

Er ist ein Bruder unseres Künstlers Horst Schwab und hat für uns das Rotliegende erläutert.

  

Das Rotliegende bezeichnet sowohl eine Zeitspanne der Erdgeschichte (von vor ca. 300 - 255 Mio. Jahren) als auch alle Gesteine, die in dieser Zeit gebildet wurden. Die Rotliegendzeit folgt der Karbonzeit, in der im Ruhr- und Saargebiet die Kohlen gebildet wurden. Zusammen mit dem jüngeren Zechstein bildet das Rotliegende die Periode des Perm in Deutschland. Marine Sedimente aus dieser Zeit wurden zum erstenmal aus dem Ural beschrieben und nach der Grafschaft Perm benannt.

In Mitteleuropa, also auch in der Pfalz, ist das Rotliegende kontinental ausgebildet, d.h. es handelt sich um sandige und kiesige Ablagerungen von Flüssen und sandige bis tonige Seesedimente. Aus tonigen Seeablagerungen kennt man eine Reihe von Fossilien (Muscheln, Fische, Amphibien und das jüngst entdeckte Unterkieferfragment des frühen Landwirbeltieres Cryptovenator hirschbergeri). Zwischen den Seen gab es flache Schwemmfächerebenen mit meist mäandrierenden Flüssen, die Sandsteine ablagerten, deren mächtigere Bänke häufig als Bausandsteine abgebaut wurden und z.B. bei Finkenbach-Gersweiler noch abgebaut werden. Das gilt auch für die grobkörnigeren, teils konglomeratischen rötlichen Sandsteine und Arkosen (= Sandsteine mit Körnern von Feldspat) in den großen Steinbrüchen bei Schweisweiler und Olsbrücken. An den Rändern des Saar-Nahe-Beckens sowie in der Umgebung temporärer Erhebungen kommen auch Schlammströme vor.

 

Daneben gibt es im Saarpfälzischen Rotliegenden auch vulkanische und subvulkanische Gesteine. Um Idar Oberstein sind Lavadecken weit verbreitet, in denen am Steinkaulenberg große Achatmandeln auftreten. Bei den Achaten handelt es sich um nachträglich durch Kieselsäuregel unterschiedlicher Zusammensetzung und Färbung ausgefüllte Gasblasen in den Laven. In den Sedimenten des Unterrotliegenden treten lokal schichtparallele Einschaltungen vulkanischer Gesteine (z.B. die Kuselite) auf, die nicht an der Oberfläche ausgeflossen sind wie die Lavadecken, sondern sich bei ihrem Aufstieg unterhalb der Erdoberfläche zwischen zwei Schichten ausgebreitet haben und dort erstarrt sind. Ebenfalls subvulkanisch, d.h. nahe der Erdoberfläche erstarrt, sind die Rhyolith- (früher: Quarzporphyr-) Intrusionen vom Donnersberg, bei Kirchheimbolanden und Bad Kreuznach, die in etwa Tropfenform haben. Sie haben zum Teil kurz nach ihrem Aufdringen an der Oberfläche markante Erhebungen gebildet, die ihr verwittertes Material in Form von Schuttströmen in ihrer Umgebung abgelagert haben - am besten in den Felsen zum Eingang des Falkensteiner Tales zu sehen.

 

Im Gegensatz zu den gelb-grauen Farben der Unterrotliegend-Sedimente sind die Ablagerungen des Oberrotliegenden (über den Lavadecken) meist rot gefärbt, was sich z.B. in der roten Farbe der Felder südlich des Donnersberges und in der Nahe-Mulde widerspiegelt, die wie die Aufwölbung des Pfälzer Sattels im Zechstein gebildet wurde, wobei ein Teil der Rotliegendgesteine schon wieder erodiert wurde.

Gesteine sind auch Klimaindikatoren. Aus ihnen kann man für das Gebiet der Pfalz von der Zeit vom Oberkarbon bis zum Zechstein einen Klimawandel von warm-humid zu arid rekonstruieren.